Hefeextrakt statt Glutamat

Wer im Supermarkt gelegentlich Chips kauft und gut aufpasst, kann eine Veränderung beobachten: Die Chipshersteller geben ihren Produkten jetzt einen natürlichen Anstrich, der sich unter anderem darin äußert, dass sie auf der Vorderseite der Packungen anpreisen “Ohne künstliche Geschmacksverstärker”. Die Betonung – und die juristische Absicherung gegen eventuelle Klagen – liegt dabei auf “künstlich”, denn Geschmacksverstärker enthalten die Chips weiterhin, nur versteckt hinter der Zutat “Hefeextrakt”, das sich auch in immer mehr anderen Lebensmitteln wie beispielsweise Fonds findet.

Hefeextrakt enthält eine große Menge Glutamatverbindungen, die chemisch dem als künstlicher Geschmacksverstärker verwendeten Mononatriumglutamat (E621) ähneln. Nun ist Glutamat an sich nichts Schlechtes, auch natürliche Lebensmittel wie Tomaten oder Käse wie Roquefort und Parmesan enthalten große Mengen an Glutamat (L-Glutamat/Glutaminsäure). Das ist es was diese Lebensmittel so “lecker” macht, der vom Japaner Kikunae Ikeda so bezeichnete fünfte Geschmackssinn “umami” beruht genau auf dieser Verbindung.

Jedoch ist “Glutamat” – wie es landläufig bezeichnet wird, meistens ist damit eben Mononatriumglutamat gemeint – sehr in Verruf geraten. Viele Leute meinen kein Glutamat zu vertragen, schon sprichwörtlich ist das so genannte Chinarestaurant-Syndrom geworden, obwohl Studien die negativen Auswirkungen des künstlichen Geschmacksverstärkers nicht belegen konnten. Hierzu kann ich letztlich nichts sagen, aber wenn Menschen nach dem Konsum von Gerichten mit Mononatriumglutamat Beschwerden verspüren, helfen auch keine Studien. Fakt ist jedenfalls, dass Geschmacksverstärker dazu beitragen, dass man mit dem Chipsessen nicht aufhören kann, bevor die Packung leer ist.

Die Chipshersteller haben dem schlechten Ruf des Glutamats anscheinend Rechnung getragen und verwenden statt künstlicher nun “natürliche” Geschmacksverstärker. Die offensiv angebrachte Werbung und das damit kommunizierte natürliche Image führen den Verbraucher dabei absichtlich in die Irre.

Das ist übrigens keine Ausnahme, denn mit steigendem Gesundheitsbewusstsein der Kunden preisen immer mehr Firmen ihre Produkte als natürlich an. Konservierungsstoffe werden dabei – ganz legal – zum Beispiel als “Säuerungsmittel” deklariert. Eine Sammlung solcher irreführenden Deklarationen findet sich bei der Verbraucherzentrale Hamburg.

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